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Dein Sternenkind – Erinnerungsfotos zur Trauerbegleitung

Inhaltsverzeichnis

Eltern entwickeln in der Regel schon vor der Geburt, über die Monate der Schwangerschaft hinweg, eine starke emotionale Beziehung zu ihrem Baby. Doch wenn das Baby noch vor, während oder kurz nach der Geburt stirbt, haben die Eltern meist nur wenige greifbare Andenken an ihr Kind.

Aus diesem Grund sind das Schaffen und Sammeln von greifbaren Erinnerungen für einen liebevollen und bewussten Abschied von seinem Baby unendlich wichtig. Dazu gehören neben Hand- und Fußabdrücken auch einfühlsame und würdevolle Fotografien des sterbenden oder bereits verstorbenen Babys.

Diese Erfahrung haben auch Melli B. und ihr Partner im März 2019 gemacht und auch sie haben sich dafür entschieden, Fotografien von ihrer Tochter machen zu lassen. Denn es sind nicht einfach nur Fotos, die Bilder haben eine große Bedeutung für die Eltern und sie sind eine unschätzbare Unterstützung im Trauerprozess:

  • Ein Bild als Zeugnis für Existenz – oder auch den Tod – des kleinen Menschen.
  • Ein Bild als Zeugnis Eltern zu sein.
  • Ein Bild als Stütze für die verblassende, optische Erinnerung.
  • Ein Bild als Hilfe, um die Trauer mit anderen teilen zu können.
  • Ein Bild als vielleicht einziges Andenken für die Familie und Freunde.
  • Ein Bild als wichtiger Teil im Trauer- und Heilungsprozess.
  • Ein Bild als Bestätigung, dass das Baby zur Familie gehört.
  • Ein Bild als Beweis für die Liebe zum Baby.
  • Ein Bild als Illustration der Geschichte der Familie.
  • Ein Bild als Verbindung von Erinnerungen und Gefühlen.

„Wir fotografieren nicht den Tod, wir fotografieren sehnlichst erwartetes Leben.“

Birgit Walther-Lüers (Fotografin und Koordinatorin bei DEIN-STERNENKIND.EU)

Meist stehen die Eltern in einer solchen Situation neben sich und es erscheint alles wie ein schlechter Traum. So erging es auch Melli B. und ihrem Partner, als sie erfahren haben, dass ihre Tochter die Geburt nicht überlebt hat. „Umso wichtiger waren die Fotografien für mich, nachdem ich anfangen hatte alles zu realisieren.“, erzählt uns Melli B. „Ich bin froh und unendlich dankbar für die Fotos von Dein Sternenkind.“

Dein Sternenkind kann aber nur tätig werden, wenn die Eltern ihr Einverständnis geben. Daher ist es notwendig, die Eltern zeitnah über die Möglichkeit, einen Fotografen zu rufen, zu informieren.

Dein Sternenkind wurde Anfang 2013 durch Kai Gebel ins Leben gerufen und bietet Erinnerungsfotos als ein Geschenk für Eltern, die entweder ein bereits totes Baby auf die Welt bringen müssen oder denen der Tod des Neugeborenen unausweichlich bevorsteht. Kai Gebel ist Vater von 6 erwachsenen Kindern (4 eigene und 2 Patchworker) – er ist freier Fotograf und Filmemacher.

Inzwischen besteht die Initiative aus über 600 Fotografen, die kostenlos ihre Zeit für die Eltern zur Verfügung stellen. Ein ausgeklügeltes Alarmierungssystem sorgt dafür, dass innerhalb kürzester Zeit ein Fotograf zur Verfügung steht, um würdevolle Bilder des Kindes und der Familie zu machen und so bleibende Erinnerungen an den kurzen Moment als Familie zu schaffen.

2019 werden die ehrenamtlichen Fotografen mehr als 2.700 Sternenkinder fotografieren und die Bilder den Eltern zum Geschenk machen. Seit Mitte 2016 konnten alle Einsatzanforderungen zu 100% erfüllt werden. Kein Kind, für das die Eltern Bilder wünschten, blieb unfotografiert.

Wenn aber die Krankenhäuser die Eltern nicht informieren, ist diese Möglichkeit für immer verloren. Aus diesem Grund hat die Organisation den Prozess, einen Fotografen anzufordern, so einfach wie möglich gestaltet. Via Webformular oder via Notfallhotline (Anrufbeantworter) kann rund um die Uhr ein Fotograf angefordert werden. Ein Team von Koordinatoren reagiert innerhalb weniger Minuten und ruft zurück.

Der Zeitaufwand für die Kliniken ist minimal, insgesamt unter 5 Minuten. Nach der Einsatzanforderung leiten die Koordinatoren alles in die Wege, um schnellstmöglich einen verfügbaren Fotografen ins Krankenhaus zu senden. Meist dauert es keine 30 Minuten, bis ein Fotograf unterwegs ist. Werden sie bereits während der Einleitung der Geburt gerufen, bilden die Fotografen Backup-Ketten, um zu gewährleisten, dass rund um die Uhr jemand verfügbar ist. In dringenden Fällen fahren die Fotografen auch nachts zu den Einsätzen.

Während des Einsatzes brauchen die Fotografen keine Unterstützung durch das Krankenhauspersonal. Der Betriebsablauf in der Klinik wird durch die Fotografen nicht gestört.

Alle Mitglieder von Dein Sternenkind arbeiten ehrenamtlich. Für die Eltern und die Kliniken entstehen keinerlei Kosten.

Betroffene benötigen nach einem solchen Schicksalsschlag Hilfe und Unterstützung. Oft erleben sie sehr schmerzhaft gerade das Gegenteil: Verwandte, Freunde, Nachbarn, Ärzte, Behörden und manchmal auch Seelsorger reagieren mit Unsicherheit, Hilflosigkeit und Unverständnis. Ein paar Erfahrungen und Worte, die Eltern während der Trauer gemacht bzw. gehört haben, sind:

  • Freunde wissen plötzlich nichts mehr zu sagen!
  • Trauerst du denn immer noch? Jetzt ist es doch schon ein Jahr her!
  • Niemand spricht mehr von meinem toten Kind!
  • Du hast doch noch zwei andere Kinder…!
  • Du kannst doch noch einmal ein Kind bekommen!
  • Niemand versteht meinen Schmerz!
  • Mein Partner kann mich auch nicht trösten!
  • Ich bin zu nichts mehr fähig, das Leben ist eine einzige Qual!
  • Bekannte wechseln plötzlich die Straßenseite, um mich nicht zu treffen!

Bittere Erfahrungen, die fast alle Betroffenen machen müssen. Der Grund liegt vor allem darin, dass in unserer Gesellschaft Themen wie Tod und Trauer keinen Platz haben. Man spricht nicht darüber, das passt nicht zu einer Gesellschaft, die auf Leistung und Erfolg ausgerichtet ist. Heute wird Trauer „totgeschwiegen“, meist aus Unsicherheit, Angst, Gedankenlosigkeit oder falsch verstandener Rücksichtnahme. Um so mehr ist der Tod eines Kindes tabu. Dies führt dazu, dass gerade trauernde Eltern in ein tiefes Loch fallen.

Früher gehörten Tod und Sterben eher zum Alltag. Das Sterben fand meist zu Hause statt. Das bewusste Abschiednehmen, das Versammeln um das Sterbebett, Trauerrituale, Kondolenzbesuche, Nachbarschaftshilfe: alles Dinge, die selbstverständlich waren und die Trauernden auffingen. Trauer hatte so ihren festen Platz, durfte gezeigt werden und war ein gesellschaftliches Ereignis. So fühlten sich Trauernde in ihrer Umgebung geborgen.

Auch die Freunde von Melli B. und ihrem Partner waren unsicher, das erste Mal auf das Paar zu treffen. Aber manchmal hilft eine Umarmung mehr als tausend Worte.

Melli B. und ihr Mann werden ihre Tochter nie vergessen, aber sie haben, auch durch die Unterstützung von Familie und Freunden, langsam wieder in ihren Alltag gefunden. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht an ihr Kind denken. Die Fotos von Dein Sternenkind sind für sie eine wertvolle Unterstützung bei der Trauerarbeit. Glücklicherweise wurden sie vom Krankenhaus über diese Möglichkeit informiert.

Erfahrungen der Hebamme Carry Böhm aus der Einrichtung Katholisches Marienkrankenhaus in Hamburg:

„Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren mit Dein Sternenkind zusammen. Der Impuls dafür kam von einer Mitarbeiterin. Mittlerweile können wir uns unseren Arbeitsalltag ohne die Fotografen der Organisation gar nicht mehr vorstellen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Eltern sehr dankbar für die Fotos sind. Die Aufnahmen helfen den Eltern bei der Trauerarbeit und schenken ihnen eine greifbare Erinnerung. Durch die würdevolle Darstellung der Kinder nehmen sie der Situation außerdem ein bisschen Schrecken. Für uns Hebammen ist es eine wertvolle Erfahrung, die Eltern auch in diesen Momenten zu begleiten und ihnen in ihrer Trauer zur Seite zu stehen.“

Dein Sternenkind Organisation


Bildnachweis: dein-sternenkind.eu

Im Jahr 2014 hat Julia Ahrens ihre Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen. Seitdem ist sie im Bereich digitale Bildung im Gesundheitswesen tätig. Begonnen hatte sie in der spm GmbH in Schwerin als Kundenbetreuerin. Diesem Bereich ist sie auch nach der Übernahme durch Relias Learning treu geblieben, wo sie derzeit vor allem Großkunden zur Seite steht. Zusätzlich ist sie als Ausbilderin dafür verantwortlich, junge Menschen auf ihrem Weg in das Berufsleben zu begleiten.
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